Was stimmt an der Kritik, dass Life Plus Scientology gehört? Handelt es sich um eine Scientology Firma oder einen Multikonzern, der auf Strukturbasis Nahrungsergänzungsmittel verkauft?
Nachdem ich als Scientology-Blogger einen ausführlichen Artikel über meine Erfahrungen mit der Firma Herbalife aus den 90 er Jahren veröffentlicht habe, möchte ich in diesem Artikel das Gerücht untersuchen, ob eine Verbindung zwischen Life Plus und Scientology existiert.
Gehört Life Plus Scientology?
Immer wieder stoße ich im Internet auf Spekulationen, dass Life Plus Scientology gehört oder ein anderes Nahrungsergänzungsunternehmen davon betroffen ist? Vielleicht gehören Sie, der gerade diesen Text liest, auch zu denjenigen, die entweder ihren Verdacht, dass Life Plus etwas mit Scientology zu tun hat, bestätigt haben wollen oder heilfroh sind dass es nichts damit zu tun hat. In jedem Gerücht steckt ein Fünkchen Wahrheit; so auch in diesem Fall. Der folgende Text soll Klarheit schaffen und die Fakten auf den Tisch bringen.
Erfahrungen eines Scientologen mit Life Plus
Nun, wie kam es zum Gerücht, dass angeblich Life Plus Scientology gehöre?
Seit 1995 hatte ein Scientologe aus Baden-Württemberg für Life Plus den deutschen Markt eröffnet und dabei ein Netzwerk von über 20.000 Kunden aufgebaut. Life Plus war die Scientology-Mitgliedschaft ihres „Double-Diamond“ – so die interne Bezeichnung für „besonders erfolgreiche und ethische“ Vertreter – seit Jahren bekannt gewesen. Doch die Stimmung in Deutschland gegenüber Scientology und ihren Mitgliedern befand sich Mitte der 90er Jahre auf dem Höhepunkt der Hysterie. Unterwanderungstheorien, die besagten, dass Scientology Politik und Wirtschaft unterwandern würde, standen hoch im Kurs! Jahre später enthüllte eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (10. Oktober 2000) von 28 Abgeordneten bezüglich Scientology, dass es in Deutschland nur 2 Firmen (1 Buchladen u. 1 Verlag) gibt die direkt zu Scientology gehören und dass eine Einflussnahme in der Wirtschaft bisher nicht festgestellt werden konnte (siehe Frage 26)!
Schließlich outete sich dieser Life Plus-Berater aus Baden-Württemberg in einer Marketingzeitung am 2. Juli 2001 als „erfolgreicher Scientologe“. Kurz danach kündigte ihm Life Plus Europe (ansässig Cambridgeshire, England) mit sofortiger Wirkung. Ich gehe davon aus, dass Life Plus sein gutes Image retten wollte; koste es was es wolle! In diesem Zusammenhang sei zu bemerken, dass Strukturvertriebe wie Life Plus, Herbalife, Juice Plus ohnehin kein leichten Stand in Deutschland haben.
Scientologe verklagt Life Plus International
Der betroffene LIfe Plus-Berater und Scientologe wandte sich zuerst an J. Robert Lemon, den Präsidenten von Life Plus International, mit der Bitte diese Art der Diskriminierung abzuschaffen. Doch die Bitte blieb erfolglos; irgendwie schien sich der Konzern nicht für die Existenzgrundlage seines Life Plus Pioniers in Deutschland zu interessieren. Als letzen Ausweg blieb dem betroffenen Berater nur den Rechtsweg zu beschreiten. Er sah die Kündigung durch Life Plus als religiöse Diskriminierung und eine Verletzung des Arkansas Civil Rights Act 1993 an und verklagte den Gesundheitskonzern Life Plus am 1. Juli 2002 beim Bezirksgericht für das östliche Arkansas/USA auf Unterlassung und Schadensersatz.
Da ich Nichts mehr zu dieser Klage des Beraters gehört habe, gehe ich davon aus, dass der Multikonzern Life Plus den deutschen Scientologen mit einem netten Sümmchen abgefunden hat.
Dieser Life Plus-Berater hatte Glück im Unglück, da der Hauptsitz von Life Plus International sich in den USA befindet und er dort eine Klage einreichen konnte.
Aber auch nach deutschem Recht wäre so ein „Berufsverbot“ nicht möglich. Seit dem 18. August 2006 existiert in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), umgangssprachlich auch Antidiskriminierungsgesetz genannt, welches u. a. eine Benachteiligung aus Gründen der Religion oder Weltanschauung verhindern und beseitigen soll. Das dies auch im Fall einer Scientology-Mitgliedschaft greifen würde kann aus der Urteilsbegründung des Bundesverwaltungsgerichts vom 15. Dezember 2005 (BVerwG 7 C 20.04) geschlussfolgert werden. Geklagt hatte eine Scientologin gegen eine Technologieerklärung („Sektenfilter) der sie aus dem Geschäftsleben faktisch ausschließen würde. Das höchste Verwaltungsgericht stellte in seiner Urteilsbegründung fest:
Die Klägerin kann für ihre Betätigung als Scientologin den Schutz des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses nach Art. 4 Abs. 1 GG in Anspruch nehmen… Das Oberverwaltungsgericht hat zutreffend angenommen, derartige Aussagen der scientologischen Lehre seien geeignet, den Begriff des Glaubens oder der Weltanschauung zu erfüllen.
Aber auch im Ausland würden die Gerichte so eine Kündigung wegen der bloßen Mitgliedschaft in Scientology und nicht wegen einem anderen Fehlverhalten als unwirksam und diskriminierend einstufen. Die höchsten Gerichte z. B. in Italien (1997 – La Cour de Cassation), Spanien (2007 – Tribunal Constitucional) und Großbritannien (2013 – Supreme Court) haben schließlich Scientology als Religion anerkannt.
Gehört Juice Plus und Forever Living Scientology?
Nicht nur Life Plus wurde fälschlicherweise verdächtigt Scientology zu gehören. Auch andere Unternehmen, wie z. B. Juice Plus und Forever Living, die im Multilevelmarketing Nahrungsergänzungsmittel vertreiben, gerieten in das Fadenkreuz deutscher „Scientology-Ermittler“.
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