In den letzten Jahren gab es eine kontroverse Berichterstattung über Scientology in Deutschland, in der immer wieder suggeriert wurde, dass Scientology gefährlich sei.
Als Beleg für die Gefährlichkeit wurden Zitate des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard, Aussteiger und „Sektenjäger“ präsentiert.
Bei den Scientology-Zitaten handelt es sich um eine Handvoll aus dem Kontext gerissene Texte; anderslautende Zitate werden dabei total verschwiegen. Und was die Aussagen der Aussteiger angeht, muss darauf hingewiesen werden, dass es sich um dieselben Personen handelt, die Widersprüchlichkeiten beinhalten und Gefahren auf Andere projizieren. Diejenigen Menschen, die ich kennen, die bei Scientology nicht mehr weitermachen (also „aussteigen“) tun dies, ohne eine mediale Präsenz zu suchen, sie sehen weder für sich noch für andere Scientology als gefährlich.
Abgesehen von diesem Sachverhalt, den ich jedoch in zukünftigen Artikeln vertiefen werde, möchte ich als nächstes analysieren, wie allein durch eine gezielte Wortwahl oder Interpretation Scientology gefährlich gemacht wird. Man könnte hier auch von „Krieg der Worte“ sprechen.
Ist Scientology gefährlich?
1. Die Einordnung von Scientology in den Medien ist wichtig; statt neutral das Wort Scientology zu benutzen gibt es andere Wörter, die es gefährlich bzw. kontrovers erscheinen lassen. Es folgen Bezeichnung mit aufsteigender Gefährlichkeit:
- Scientology (neutral)
- umstrittene Gemeinschaft
- Sekte (das ist das Wort für die kleine Konkurrenz, die nicht gemocht wird; siehe Referat – Was sind Sekten in Deutschland? – Scientology, Hare Krishna, Osho, Zeugen Jehovas, Moon? – Neue Religiöse Bewegungen
- Konzern (wird von denen verwendet, die das Wort Sekte nicht benutzen wollen, weil hier eine Religiosität impliziert wird)
- Psychogruppe (dies klingt wirklich gut, weil hier unerlaubte Psychotechniken unterstellt werden)
2. Folgende Begriffe werden als Zusatz für den Scientology-Gründer L. Ron Hubbard verwendet:
- L. Ron Hubbard (neutral)
- Scientology-Gründer (neutral)
- Guru
- Sektengründer
3. Und natürlich hat ein Gründer, der gestorben ist, einen Nachfolger; auch wenn dies bei Scientology nicht zutrifft. Aber ein Griff in die Trickkiste hilf hier ungemein. Dieser Nachfolger muss natürlich ein „Hardliner“, der eine gewisse Bedrohung oder gefährlich für andere ist; folgende Bezeichnungen werden verwendet:
- David Miscavige (neutral)
- Scientology-Chef
- Scientology-Anführer (klingt gefährlich, als ob eine Armee im Spiel ist)
4. Jede Bewegung, Weltanschauung oder religiöse Gemeinschaft hat Mitglieder; auch die Scientology-Kirche; folgende Worte/Begriffe sind zu finden:
- Scientologen (normal)
- Scientology-Mitglieder (neutral)
- „In den Fängen/Im Bann von Scientology“ (den Mitgliedern wird ein selbständiges Denken abgesprochen; die Mitgliedschaft ist natürlich unfreiwillig)
- Sekten-Anhänger (abgedroschen aber immer noch aktuell)
5. Wenn über die geistliche Beratung (Auditing) berichtet wird, fallen folgende Wörter die jeden erschaudern lassen und an Mindcontrol, MK Ultra oder Artischoke des CIA erinnern:
- Auditing (neutral)
- Verhör
- Gehirnwäsche
6. Zum Scientology-Auditing gehört auch ein elektronisches Hilfsmittel, genannt E-Meter (Elektropsychometer), hier könnte es eine Abstufung geben:
- E-Meter (neutral)
- Lügendetektor
Ich möchte mich nicht nur auf die Wortwahl beschränken, sondern aufzeigen wie Sachverhalte in den Medien bezüglich Scientology gefährlich gemacht werden.
„Scientology-Gefahren“ die keine sind!
1. In jedem Land oder Stadt fängt Scientology als kleine Gruppe an. Sie hat vielleicht nur eine Handvoll Mitglieder und besitzt nicht die Möglichkeit groß an die Öffentlichkeit zu gehen oder für sich zu werben. Hier schaffen es die Medien eine Kontroverse oder Gefahr zu implizieren. Es heißt dann Nachdem Scientology in der Stadt jahrelang nur im Verborgenen agierte, will sie nun ans Licht der Öffentlichkeit.
2. Als Gefahr für die Demokratie werden einzelne Zitate des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard herausgepickt. Dass L. Ron Hubbard hier lediglich auf die Schwachpunkte der Demokratie hinweist und in anderen Artikel die Demokratie als einer der besten funktionierenden Systeme hervorhebt, bleibt unerwähnt. Scientology ist weder gefährlich für Menschen noch für die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. So hat die Kirchenratsversammlung am 20.04.2008 einvernehmlich eine Grundsatzerklärung für Menschenrechte und Demokratie für alle deutschen Scientology Kirchen und Missionen beschlossen.
3. Illegale Ausübung von Medizin
Es existiert keine „Scientology Gefahr“ weil keine medizinische Tätigkeit ausgeübt wird; die geistliche Beratung der Scientology (Auditing) dient nicht zur Behebung von Krankheiten oder Schmerzen.
4. Ist Scientology für Jugendliche gefährlich?
Laut Mitgliedssatzung der Scientology-Kirche dürfen Minderjährige nur mit dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten Mitglied werden.
Passend zu Thema habe ich einen Beitrag über ein Interview mit Judith Stander (Universität Münster) auf FOREF (Forum Religionsfreiheit Europa) gefunden. Sie hat in ihrer Dissertation die typische Berichterstattung zum Thema „neue Religionen“ der Zeitschriften Stern und Spiegel untersucht.
Schön zu wissen, dass es Menschen wie dich mit Mut gibt, die sich den Kritiken anderer entgegenstellen und das niederschreiben, was Sache ist. Mach weiter so – Scientology sollte wieder ins richtige Licht gerückt werden. Ich bin selber aktiver Scientologe und bin froh, dass immer mehr Menschen erkennen, dass Scientology alles andere als „gefährlich“ ist – sondern für viele Probleme in verschiedenen Lebenslagen sehr, sehr hilfreich sein kann.