Aus aktuellem Anlass möchte ich als Scientology-Blogger auf den Artikel des TONIC-Magazins über den Scientology Selbstversuch der Autorin Juliane Goetzke eingehen. Ich werde analysieren, ob die Behauptungen der Manipulation im Selbstversuch von Juliane Goetzke sich als wahr erweisen oder nicht.
Scientology Selbstversuch von Juliane Goetzke
Vor einigen Tagen stieß ich auf den Artikel des TONIC-Magazins über den „Scientology Selbstversuch“ der Autorin Juliane Goetzke. In diesem Artikel beschreibt Juliane Goetzke den 7-wöchigen Selbstversuch in der Scientology Kirche Hamburg im Juni und Juli 2011. In dem Artikel des TONIC-Magazins beschreibt Juliane Goetzke in 6 Abschnitten, was sie in den 7 Wochen Selbstversuch in der Scientology Kirche Hamburg erlebt hat. Ich fand den TONIC Artikel über Scientology aufschlussreich, weil er nicht wie angekündigt eine Manipulation im „Scientology Selbstversuch“ beweist, sondern bei genauer Analyse zeigt, dass die negativen Wertungen der Autorin durch eine Falschinformationen und unwissenschaftliche Arbeitsweise zustande kamen.
Scientology Selbstversuchs – Die Kriterien
Ein „Scientology Selbstversuch“ ist nicht einfach; schließlich gab es in den letzten Jahren einen medialen Wirbel um Scientology. Die letzte Medienhype um Scientology gab es im Sommer diesen Jahres; es ging um die Trennung von Tom Cruise und Katie Holmes. Wie kann eine Testperson unter diesen Umständen unvorbelastet einen Selbstversuch in der Scientology Kirche durchführen? Welche Kriterien müsste dieser Scientology Selbstversuch trotzdem aufweisen um repräsentativ zu wirken? Es handelt sich hier ja nicht um einen Medikamententest mit einer Placebogruppe. Man müsste diesen „Scientology Selbstversuch“ eher unter die Kriterien einer sozialwissenschaftlichen Studie stellen.
Die Analyse – Tonic-Magazin: Scientology Selbstversuch
Analysiert man den TONIC-Artikel von Juliane Goetzke über ihren Selbstversuch in der Scientology Kirche Hamburg stellt man schnell fest, dass es sich hier um ein Experiment handelt und nicht um eine Recherche nach strengen und fairen Kriterien. Folgende Punkte fallen in dem Tonic-Artikel auf:
1. Über die einseitige Vorbereitung von Juliane Goetzke für ihren Selbstversuch liest man: „Ich habe vorab einen hohen Stapel Erfahrungsberichte gelesen, um Bescheid zu wissen. “ Es ist kein Wort von Pro und Contra oder etwaigen Gegendarstellungen von Scientology zu kontroversen Themen zu lesen.
2. Der Artikel des Scientology Selbstversuchs beinhaltet immer wieder Zitate von Scientology-Kritikern oder kritischen Websites über Scientology. Es wird auch nicht versucht diese Zitate zu analysieren oder sie anderen Zitaten gegenüberzustellen.
3. Juliane Goetzke schreibt mehrmals, dass sie freundlich behandelt und gelobt worden ist. Meist hört man andere Sachen; diese Gerüchte konnte sie nicht bestätigen.
4. Juliane Goetzke konnte die Scientology Kirche Hamburg ohne Probleme verlassen.
5. Juliane Goetzke hätte auch die Möglichkeit gehabt in ihrem Selbstversuch die Fragen zu stellen und den Gerüchten, die man in den Medien oder im Internet über Scientology liest, auf den Grund zu gehen, um Antworten zu bekommen. Das war anscheinend gar nicht ihre Absicht; weil man dazu nichts im Artikel liest.
6. Juliane Goetzke zeigt sich ängstlich und wertet einige Vorkommnisse gleich als manipulativ. Sie traut sich auch nicht, bestimmte Fragen zu stellen oder weicht gleich zurück.
Andere Selbstversuche mit Scientology?
Nun stellt sich die Frage, ob es weitere Selbstversuche in der Scientology in Deutschland gibt und ob sie zum gegenteiligen Ergebnis gekommen sind?
Drei Beispiele zum Vergleich:
Beispiel Nr. 1
Carsten Frerk, der Redaktionsleiter des Humanistischen Pressedienstes (hpd), beschreibt in seinem Artikel Wer ist der Igel, wer der Hase? vom 30.07.2008 über seinen Besuch in der Scientology Kirche Berlin. Er sei dort freundlich empfangen worden und: „Kein Bedrängen, kein Verkaufen von teurer Literatur, kein Angebot, einen kostenlosen Test zu machen.“
In seinem Artikel analysiert Carsten Frerk auch, warum Scientology in Deutschland angegriffen wird und wie die Scientology-Kritikerin, Ursula Caberta, sich bei seinem Besuch der “Arbeitsgruppe Scientology” verhalten hat.
Beispiel Nr. 2
Ronald Engert, Chefredakteur von Tattva Viveka (Zeitschrift für Wissenschaft, Philosophie & spirituelle Kultur), schreibt in seinem Artikel Advocatus diaboli – Mein Besuch bei Scientology (Ausgabe 43, Mai 2010 – PDF: Tattva-Viveka-43) über seinen Besuch in der Scientology Kirche Frankfurt: „Mein Besuch am 16. März 2010 in der Scientology-Niederlassung in Frankfurt/ M., Kaiserstr. 49, dauerte drei Stunden, und ich muss sagen, ich konnte keinen Fehler entdecken. Tut mir Leid, aber ich habe nichts Anstößiges gefunden. Was ich fand, waren aufgeschlossene Menschen, die anscheinend nichts zu verbergen hatten, sondern im Gegenteil sich darüber freuten, dass ich mich für sie interessierte. Sie zeigten mir alle Räume, erläuterten die Organisation des Zentrums und der Symbole, präsentierten voller Stolz ihre umfangreiche Literatur und Audio- und Videokollektionen ebenso wie das berühmt-berüchtigte E-Meter, das im Auditing eingesetzt wird und das ich selbst ausprobieren konnte.“
Beispiel Nr. 3
Im September 2009 hat das Online-Magazin kukksi mit der Vize-Vorsitzenden der Scientology Kirche Berlin e.V, Sabine Weber, ein Interview in der Otto-Suhr-Allee in Berlin geführt. An dem Interview nahmen die Fragesteller Astrid Albrecht-Sierleja und Oliver Stangl teil, sowie die Kukksi-Reporter Denise Jeske, Coralynn Weinrich und Michael Schulze. Dieses Interview fand in einer angenehmen Atmosphäre statt und beinhaltete 24 teils kritische Fragen zu Scientology. Siehe Kukksi-Interview mit Scientology.
Der Scientology Selbstversuch von Juliane Goetzke – Mein Fazit
Dieser Scientology Selbstversuch von Juliane Goetzke soll den Anschein einer Authentizität erwecken, was er in Wirklichkeit nicht ist. Selbst wenn man einige Punkte des Selbstversuchs außer Acht lässt ist doch ein Punkt ausschlaggebend, nämlich die unwissenschaftliche Vorgehensweise für diesen Scientology Selbstversuch. Juliane Goetzke findet dann „erstaunlicherweise“ Kritikpunkte, die sie ohnehin vermutet hat. Ich bezweifle auch, dass man irgendeine Gemeinschaft tatsächlich innerhalb von 7 Wochen im Selbstversuch kennenlernen kann.
Es macht eher den Anschein als ob das Resultat des Selbstversuchs eh schon feststand, so im Sinne „von schuldig biste eh, jetzt schaun mer mal wie sehr“ 🙂